Große, kleine Träume

meine fingerkuppe pirouettiert über ihre arme.
die morgensonne kämpft sich durch das fenster, nur um mit mir zusammen auf ihrer nackten haut zu tanzen.
wenn alles andere noch schläft und nur unsere körper miteinander sprechen, sagt sie

atoosa? honig fließt durch meine adern, wenn sie meinen namen flüstert.

und wenn sie geht, breitet sich die einsamkeit aus. diese unnatürliche einsamkeit, die nicht sein muss, aber ist.
denn das böse, es lebt in meinem kopf, in meinen zellen. vor jahren nistete es sich ein und errichtete hinter meinen rippen einen kalten bunker.
genau da, wo eigentlich das herz sein sollte.

doch dann kommt sie und lacht—
ich strecke meine hände aus und versuche die diamanten, die aus ihrer kehle strömen, aufzufangen.
mein körper bebt.
mein bunker beginnt zu zerfallen.

alles andere verbannen wir.
verbrennen und verdrängen wir.
ich will sie nicht mehr nicht spüren.
ich will sie lieben. laut und groß.

ganz bald
werden uns alle sehen, wenn meine verlorenen augen ihre in der menschenmenge finden. vor dem azadi turm werden alle unsere küsse beneiden.

ganz bald
werden wir nicht mehr zucken, wenn ihre hand nach meiner greift. meine berührungen, sie werden nicht mehr gefährlich sein.

und ganz bald
wird sich der stoff, der meine haare verdeckt, nicht mehr anfühlen, als würde ich bald von einem kran hängen.

ich weiß jetzt ganz sicher — ohne sie bin ich nicht mehr. hier.
oder irgendwo.

sie gehört zu mir.
wie rostam zu tahmine.
wie golpar zum granatapfel.
wie die liebe zum menschsein.


Banu ist Soziologin und Kulturwissenschaftlerin aus Hamburg und schreibt über die USA, den Iran, schwierige politische und soziale Umstände und queeres Leben.

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