Notizen einer Marktkellnerin

Die Sonne brüllt auf den Marktplatz herab. Ein Pressluftbohrer zerreißt die Luft in lärmendem Schmerz, das Café ist leer, bis das wütende Gerät abgeführt ist.

Eine Gruppe Männer lässt sich ein Bier nach dem anderen von mir bringen, kommentieren, begutachten, drehen mich wie ein Stück Fleisch in der Pfanne. Eine Woge aus Unbehagen mit Schaumkronen aus Wut schwappt, bei jedem Gang zu ihrem Tisch, in mir auf und ab.

Ich sehe zu, wie die Wespe sich aus dem Löffel Erdbeereis kämpft, mit dem sie von einer Besucherin zu Boden geworfen wurde. Ich winkle die Tasse in meinen Händen so an, dass der schwarze Kaffee in meinen Mund rinnt und wünsche mir, er würde mir ein wenig den Mund verbrennen.

Ich werde gefragt, ob ich schwanger sei, mein Bauch sähe so aus.

Ich frage mich, wer heute noch wissen kann, ob die, die hier heute noch trinken, morgen noch leben.

Ich sehe den Marktarbeitern beim Gemüsekistenstapeln zu. Es parkt ein weißer Laster, aus dem drei Männer in sterilen Ganzkörperschutzanzügen aussteigen, ich sehe nicht, wo sie hingehen.

Ich stehe untätig herum und verliere mich in einer Vorstellung von Sex, so dass mein Körper leicht vom Boden abzuheben scheint.

Beim Servieren knicke ich mit dem Fuß um und lasse mir den Schmerz nicht anmerken, da der Mann, den ich bediene, im Pochen und Stechen Genugtuung finden würde. Davor hab ich ihm signalisiert, dass ich kein junges hübsches Fräulein für ihn bin.

Eine Frau isst ihr Spaghetti-Eis, das wie ein roter Berg durchzogen von weißen Würmern aussieht, sie sitzt umringt von Wespen. Sie zahlt das Eis direkt, als ich es ihr bringe, nach dem letzten Löffel steht sie sofort auf und geht. Ich sehe ihr in ihrer Hast zu, als ich das Geschirr in die Küche trage, fliegen mir die Wespen verwirrt hinterher.

Ich stehe schwankend da, während sich mein Blick zwischen eiligen Körpern verliert, die sich über den Marktplatz bewegen. Es fühlt sich an, als würden mir die Augen ausfallen, wenn ich noch weiter starre.

Die immer wiederkehrende junge Frau, die während jeder Schicht mindestens fünf Mal über den Marktplatz läuft, zieht wieder ihre Runden. Die alten, die an den Stühlen sitzen, freuen sich immer, wenn sie kommt, weil sie dann eine besonders wissende Beobachtung zu erzählen haben. Während sie erzählen, trinken sie ihr zweites Glas Wein, das sie jeden Tag zur gleichen Uhrzeit nach ihrem ersten Glas bestellen.

Ich streite mit jemandem, der darauf besteht, dadurch zu bestellen, dass er das gleiche nähme wie immer, man wisse drinnen Bescheid. Niemand weiß Bescheid.

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